OT: Frage nach Hardware bei Glasfaseranschluss

Started by white_rabbit, February 10, 2022, 06:46:29 PM

Previous topic - Next topic
February 10, 2022, 06:46:29 PM Last Edit: February 10, 2022, 08:18:13 PM by white_rabbit
Hallo.
Sorry -- diese Frage gehört eigentlich ins Hardware-Forum, doch bevor ich diese Frage auf englisch übersetzt habe, ist Mittag ... daher versuche ich hier mein Glück; in der Hoffnung, dass jemand einen ähnlichen Aufbau hat und weiß, was ich meine:

Wir haben einen Glasfaseranschluss, der am Anschlusspunkt (APL) mit 4 Glasfaseradern ankommt. Dort wird dann aber nur eine der Adern mit einem Singlemode Kabel (gelb) in einen ONT geführt. Es wird auf Kupfer gewandelt und weiter geht's über die RJ45-Leitung direkt zur WAN-Schnittstelle der OPNSense. Dort kommt die IP-Adresse vom Provider direkt an ... soweit so gut!

Ich dachte, dass ich mir den ONT und das Kupferkabel doch komplett schenken kann und stattdessen direkt mit der Glasfaserleitung bis zur OPNSense gelangen können müsste. Doch bevor ich nun eine neue "optische" NIC + GBIC kaufe, habe ich eine Frage zur Machbarkeit.

Das ankommende Kabel ist offenbar eine Singlemode-Leitung (vom Provider). Im gesamten Gebäude verwenden wir jedoch Multimodekabel (OM3, aqua, 10GBit). Daher ist die Frage, ob das wirklich so einfach funktioniert, wenn ich das optische Signal über Multimode-Leitungen weiterleite? Der Stecker am APL würde auf jeden Fall passen ... aber der Aufbau der Leitungen ist ja ziemlich unterschiedlich (unterschiedlich dicker Glasfaserquerschnitt; andere Wellenlänge etc). Daher weiß ich nicht, ob an der OPNSense dann überhaupt noch ein vernünftiges Signal ankommt oder ob man das nicht so machen kann/sollte??

Das Kabel, das vom APL zum ONT verläuft, sieht so aus. Man erkennt die beiden verschiedenen Stecker ...
Hat jemand einen guten Tipp für mich? Danke.


February 10, 2022, 07:39:48 PM #1 Last Edit: February 10, 2022, 07:48:27 PM by Layer8
Nein, das geht nicht, da unterschiedlicher Lichtwellenleiter verwendet wird, die für unterschiedliche Wellenlängen ausgelegt sind.

Du müsstest den gleichen Fasertyp vom ONT durchs Haus nach dort verlegen, wo du dann die erste aktive Komponente hinstellen willst.

Im übrigen ist bei Verkabelungen mit zwei Adern die eine Ader die Senderichtung, die andere Ader die Empfangsrichtung. Das hat den Grund, weil dann für Sende- und Empfangsrichtung die gleichen Wellenlänge genutzt werden kann, somit nur jeweils ein Typ Empfangs- und Sendediode zum Einsatz kommen kann und auch die Duplexleitung zwei identische Fasern nutzen. Im Grunde ist das halt günstiger, wenn man es so mach. Außerdem kann man dann auch bei Bedarf die beiden Fasern überkreuzen, wenn notwendig. Bei solchen Verbindungen handelt es sich auch immer um Punkt zu Punkt Verbindungen.

In den öffentlichen Glasfasernetzen wird nur eine Faser genutzt, weil das Verfahren hier ein ganz anderes ist. Es handelt sich um eine Punkt zu Mehrpunktverbindung. Auf der Providerseite gibt es nur eine aktive Komponente. Dann kommt im Netz eine passive, optische Komponente, die das Signal zu mehreren Kunden über ein Prisma aufteilt. Man kann auch mehrere dieser Prismen (auch Splitter genannt) hintereinander schalten. Das Verfahren nennt sich PON, falls du da mehr drüber wissen willst. Vom FTTH-Counsil Europe gab es auch immer eine ganz gute PDFs dazu, wie so der aktuelle Stand der Technik bzw. der Normierung ist und wie man solche Netze aufbaut.

Als ich mich das letzte mal damit beschäftigt hab, (schon ein paar Jahre her), hab ich für eine Kommune ehrenamtlich ein Glasfasernetz geplant. Damals gabs entsprechende SPF-Module noch nicht in Deutschland / Europa zu kaufen, aber in Asien hat man ein paar wenige Seite gefunden. Kann sein, dass es das heute schon zu kaufen gibt, schließlich sollte ja ab dem ONT in Deutschland freie Gerätewahl sein und standardisiertes PON in solche Module integriert werden können.  Soweit ich das aber noch im Kopf hab, gibts hier auch unterschiedliche Standards. Heißt: Das Sende- und Empfangsspektrum der Lichtwellen kann wie bei DSL unterschiedlich aufgeteilt sind. Es käme dann drauf an, was dein Provider nutzt und ob es einzelne SFP-Module zu kaufen gibt, die dein Spektrum unterstützen. Ich weiß jetzt nicht, ob es mittlerweile Sende- und Empfangsdioden gibt, die universell das gesamte Wellenlängenspektrum abdecken - und ob sowas (aus Kostengründen) überhaupt in Endkundenprodukten zu haben ist.


Moin.
Es kommt immer drauf an was dein Anbieter nutzt.
Also ich ja mal keine Werbung machen, aber bei https://www.fs.com/de/c/pon-transceivers-2845 haben die mehrere Module im Angebot.
Da müßte vielleicht was dabei sein.

February 10, 2022, 08:09:01 PM #3 Last Edit: February 10, 2022, 08:21:53 PM by white_rabbit
Quote from: Layer8 on February 10, 2022, 07:39:48 PM
Nein, das geht nicht, da unterschiedlicher Lichtwellenleiter verwendet wird, die für unterschiedliche Wellenlängen ausgelegt sind.
Ok, danke für die Infos! Ich hatte schon befürchtet, dass die unterschiedlichen Fasern das Problem sind ... im Moment ist das noch nicht so dramatisch, da am Hausanschluss 1 GBit/s ankommen und über die Kupferleitung weitergereicht werden. Das sollte vorerst auch ausreichen, doch wenn wir eines Tages ein besseres Angebot erhalten und dann die Kupferleitung das Nadelöhr werden dürfte, müsste ich auf eine Glasfaserleitung ausweichen. Es ist allerdings nicht ohne weiteres möglich, eine Singlemode-Leitung nachträglich quer durch's ganze Gebäude legen zu lassen (Brandschutzmaßnahmen usw ...)

Als Notfall-Lösung könnte die OPNSense dann auch umziehen und direkt am APL positioniert werden ... allerdings wäre es mir lieber, wenn alles zusammen im Serverraum steht.

Nur so aus Interesse: Es müsste doch auch einen Wandler Singlemode <-> Multimode geben, oder? Das wäre immerhin ein Workaround, so dass es doch noch auf dem beschriebenen Weg klappen könnte?!?
(Gerade danach gesucht --> scheint es zu geben?!?)

@rantwolf: Die Seite fs.com kenne ich natürlich ... da haben wir schon div. Komponenten bestellt. Die liefern wirklich flott .... Werbung sollte das auch nicht sein!

February 10, 2022, 08:21:47 PM #4 Last Edit: February 10, 2022, 08:26:49 PM by Layer8
Kostet zwar ein bisschen was, die Durchbrüche wieder zu öffnen und wieder zuzuschmieren, aber Brandschutzabschnitte sind kein Grund kein neues Kabel zu ziehen. Machen wir gerade auch bei uns im neuen Gebäude, weil 24 Fasern zu wenig von der Halle ins RZ liegen. Neue Leitungen kann imho jeder durch ein Brandschutzabschnitt legen, nur zusprachteln sollte das Loch aus versicherungstechnischen Gründen gleich im Anschluss eine Fachfirma für Brandschutz.

Was du suchst ist ein Medienkonverter.

https://www.reichelt.de/medienkonverter-10-gigabit-ethernet-sfp--delock-86472-p284981.html

Ob das mit nem PON-Modul geht, wäre zu testen. Wenn, dann nur mit einem PON-Modul, was bis zu 10Gbit kann.

Quote from: Layer8 on February 10, 2022, 08:21:47 PM
Was du suchst ist ein Medienkonverter.
BINGO!
Wieder was dazu gelernt!

Das schaue ich mir an ... ist auf jeden Fall günstiger als neue Durchbrüche!